Wir freuen uns, mit euch den ersten Blog-Beitrag einer Leserin aus unserer Community teilen zu dürfen. Vielen Dank, liebe Katharina, für die Zusendung deines Textes!
Katharina schreibt über ihr Leben als allein erziehende Mama mit zwei Kindern, die seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Papa haben, und welche Wege sie gegangen ist, um ihre Kinder während der Abwesenheit des Papas bestmöglich zu begleiten und zuversichtlich zu bleiben.
Lieber VAMV,
liebe Alleinerziehenden,
gerne möchte ich mit Euch und anderen Alleinerziehenden meine Erfahrungen teilen, wie ich damit umging als der Vater meiner Kinder nach der Trennung aus ihrem Leben "verschwand". Als ich mich von meinem Mann trennte und mit den Kindern zu meinen Eltern zog, erlebte ich eine sehr schwierige Zeit. Ich wollte unbedingt, dass die Kinder weiterhin regelmäßig ihren Papa sehen, aber ich hatte triftige Gründe sie nicht bei ihm alleine zu lassen. Ich war schrecklich hin und hergerissen, wie ich sowohl den Kontakt mit dem Vater als auch das Wohl der Kinder unter einen Hut bringen sollte. Was die Hintergründe dazu waren, möchte ich hier nicht ausbreiten und letztlich gab es zum Umgang ein Gerichtsverfahren, das mir die Last der Entscheidung abgenommen hat. Aber was mir wichtig ist hier zu teilen, ist, wie ich es versucht habe, den Kindern zu erleichtern damit umzugehen, dass der Kontakt zu ihrem Vater innerhalb von 9 Monaten abgebrochen ist. Es war ein Lernprozess und ich möchte hier gerne teilen, was sich für mich als gut bewährt hat. Bestimmt gibt es viele andere Alleinerziehende, die vor der Herausforderung stehen, den Kindern den „Verlust eines Elternteils“ irgendwie zu erleichtern.
Familienberatung:
Der Kontaktabbruch seitens des Vaters belastete mich sehr – wenn ein Kind irgendwo „Papa“ rief, zog sich mein Magen zusammen, deshalb entschied ich zunächst alleine und dann gemeinsam mit den Kindern in eine Familienberatung zu gehen. Ich wollte mal mit jemandem der/die sich mit schwierigen Situationen in Familien auskennt über meine Situation sprechen. Ich fühlte mich ohnmächtig und hatte ein andauernd schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kindern. In der Beratung entdeckte ich neue Perspektiven auf meine Situation, ich verstand, die Verantwortung nicht alleine auf mich zu nehmen, sondern auch die des Vaters anzuerkennen, und außerdem erkannte ich welche Handlungsmöglichkeiten ich immer noch habe.
Die Kinder lernten die Familienberaterin kennen und wussten, dass sie mit ihr immer sprechen konnten, auch ohne Mama, falls sich das besser anfühlt (Thema Loyalitätskonflikt) und, dass der Papa kein Tabu-Thema ist.
6-Minuten-Tagebuch für Kinder:
Da man im Alltag dennoch meist Gesprächsanlässe braucht, haben wir jeden Abend als Bett-Zeit-Routine das 6-Minuten-Tagebuch (jeder für sich) ausgefüllt. Darin wird man sich der eigenen Gefühle bewusst und wir haben darüber gesprochen, sofern wir wollten.
Kinderbücher:
Ich besorgte das Buch "Alles Familie", in dem die verschiedenen Familienkonstellationen – auch Einelternfamilien – zu sehen sind, und auch das Buch "Vorsicht, frisch geschieden! Ein Survival-Buch für Trennungskinder". Diese Bücher boten uns Gesprächsanlässe, aber ich bestand nicht drauf, denn man muss kein Problem "herbeireden", wo vielleicht keines ist.
Beziehungen stärken:
Wenn Beziehungen enden können, dann können (andere) Beziehungen genauso beginnen oder vertieft werden! Ich habe die Kinder daher dabei unterstützt alte und neue Freundschaften zu pflegen, sie konnten jederzeit Freunde einladen und besuchen, dafür bin ich auch weitere Strecken gefahren. Sie konnten sich einen Sportverein aussuchen und fanden dort neue Freunde. Außerdem habe ich an den Wochenenden so oft wie möglich familiäre Verabredungen ausgemacht, sodass die Kinder enger mit ihren Onkels, Tanten und Cousins und Cousinen zusammenwachsen konnten. Für eine Weile gelang mir das auch mit der Familie des Vaters noch.
Realitätscheck:
Ich achtete mehr auf die Familienkonstellationen um uns herum. Im Freundeskreis sahen die Kinder, dass auch andere Eltern getrennt waren und wie unterschiedlich diese Familien lebten. Von kaum Kontakt zu einem Elternteil bis hin zum Wechselmodell gab es viele Lebensrealitäten und wenn es sich ergab, kamen wir hierzu ins Gespräch.
Fast 4 Jahre nach der Trennung gibt es nach wie vor keinen Kontakt, keine Geburtstagspost oder ähnliches, und der Schmerz darüber ist noch da, wenn auch weniger. Das Leben geht weiter und wer weiß, ob sich die Situation nicht irgendwann doch noch ändert – auch das kann man den Kindern sagen, finde ich.
Viele Grüße
Katharina Wolf
Weitere Informationen
Veröffentlichung
Weitere Meldungen
Neue Studie „Macht und Kontrolle in familienrechtlichen Verfahren“ weist auf Schieflagen hin, die Kinder und Mütter im Kontext von häuslicher Gewalt gefährden können. Klick' hier für mehr Infos!
Mo, 02. Dezember 2024
Berlin, 19.11.2024 Die neue Studie „Macht und Kontrolle in familienrechtlichen Verfahren in ...
Worauf warten wir noch? - Der VAMV RLP unterstützt die Videobotschaft aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, in der ein Gewalthilfegesetz gefordert wird! Klick' hier, um das Video zu sehen!
Di, 19. November 2024
https://www.youtube.com/watch?v=5Gm2-oaJWCg Berlin, 19.11.2024 Mit dem Slogan "Worauf warten ...
Kommentar schreiben
Formular ausfüllen und mitdiskutieren
Mit * markierte Felder müssen ausgefüllt werden.
Kommentar (1)
Mehr Meldungen finden Sie [hier] im Archiv.
M
MiriamLiebe Katharina, danke für deine Offenheit und deine Tipps, was man in dieser schwierigen Situation für sich und die Kinder ausprobieren kann. Ich wünsche euch alles Gute!